Ruth
Hidalgo
Der König des romantischen Gesanges
von Fernando Martín
Wie schön ist die Liebe. Und noch schöner, wenn sie in den
verschiedenen
möglichen Arten wie dem Boléro, dem schurkenhaftesten Tango,
in den Klängen
des schönen und geliebten Mexikos und sogar im Discorhythmus
besungen wird.
Denn zu alledem wagt sich Luis Miguel, der unbestrittene König
der
romantischen Musik und natürlicher Erbe von Frank Sinatra und
Julio
Iglesias. Nun, man könnte etwas auszusetzen haben: 46 Euro für
ein Konzert
mit leichter Musik? Aber was bedeutet schon Geld, wenn die
Liebe echt ist.
Und Luis Miguel schenkt sie überschwenglich mit seiner
unzügelbaren
Gewaltstimme.
Während drei Tagen hat er die Arena Vistalegre mit seiner
gesungenen Liebe
gefüllt. Am ersten Tag schien es,
als ob es mehr Puplikum gab, als in Wirklichkeit Platz gehabt
hätte,
sogar die Treppengänge waren gefüllt mit Fans des Mexikaners.
Er kam auf
die Bühne mit einem makellosen Anzug, volumen-gekämmt und
dieses Lächeln
eines blendenden Weiss. Er bot schon zu Beginn des Konzertes
dem Applaus, mit dem man ihn empfing, die Stirn, das Tuch, mit
seinem torerohaften Auftritt -
indem er wie dankend, herzergreifend Amor, amor, amor, Tú
me acostumbraste,
Perfidia und Toda una vida interpretierte.
Eine Minute für ein schlichtes "Buenas noches, Madrid",
gefolgt von einem minutenlangen Beifall der stehenden
Zuschauer und von Neuem erarbeitete er sich die Liebe mit einer
Auswahl an alten Erfolgen.
Ohne auch nur einen Moment die zwei grossen Fernsehmonitore
aus den Augen zu
verlieren, die auf beiden Seiten der Bühne standen und ihm dazu
dienten, sein eigenes Bild im Original zu sehen, dirigierte er mit
seinen
Armen die Einsätze des Orchesters und die Ausbrüche des
Applauses und Schreie
des Publikums. Der Sänger bittet sie, ihn singend zu begleiten,
die Menge
gehorcht. Er verschwindet während eines Instrumentalsolos und
zeigt sich
wieder geschmückt mit einem schwarzen Hemd. Die Schreie
wurden stärker, und
schon wird man wieder mit der nächsten Dosis überschüttet:
Qué sabes tú,
Historia de un amor, Somos novios ... Noch ein Medley von
eigenen Erfolgen
und er verabschiedet sich ein einhalb Stunden nach Beginn mit
einer Reprise
von mexikanischen Klassikern. Aber er kommt sofort wieder - im
weissen,
offenen Hemd - für zwei Zugaben an die Liebe, im Tanzrhythmus
die Erste, ein
Oldie, die Zweite. Als er unter einem Regen farbiger Papierchen
endet, verbleibt das
Publikum im Applaus.